Ausbesserungswerk Offenburg
Zeittafel: bauliche Anlagen – Bezeichnungen – Untersuchungen

1844   Eröffnung einer Lokomotiv- und Wagenwerkstätte entlang der Rammersweierer Straße im Zuger der Eröffnung des Teilstücks der
Badischen Hauptbahn von Oos nach Offenburg. Sie unterstand der »Großherzoglich Badischen Oberpostdirection«
1891   Errichtung einer Werkstättenanlage, speziell für größere Reparaturen ausgelegt — ein Vorläufer des späteren RAW.
    Die Werkstätte besteht aus zwei 4-ständigen Rechteckhallen, die mit einer Schiebebühnen untereinander verbunden sind
1896   Erster Umbauentwurf für die zu klein gewordenen Offenburger Bahnhofs- und Behandlungsanlagen wird nach fünfjähriger Planung vorgestellt.
Es sollten bis 1906 noch sechs weitere folgen
   

Der letzte Entwurf sah im 7,2 km langen, 560 m breiten und vier Quadratkilometer großen Umbaugebiet zwischen Windschläg und dem
südlichen Stadtgebiet folgendes vor:

  • Neubau eines Ausbesserunswerkes
  • Neubau eines Bahnbetriebswerkes,
  • Neubau eines Güterbahnhofes,
  • eine direkte Eisenbahnstrecken von Offenburg nach Kehl, die in Legelshurst in die bereits bestehende Strecke Appenweier – Kehl mündet,
  • eine Schmalspurbahn von Offenburg nach Kork über Bühl – Griesheim – Sand – Willstätt,
  • 28 Gebäude mit 77 Wohnungen,
  • drei Kantinen und zwei Badeanstalten
     
1904   Inbetriebnahme des Elektrizitätswerkes mit zwei Verbunddampfmaschinen der Karlsruher Maschinenfabrik mit einer Leistung von je 300 PS, die mit
je 330 kW Drehstromgeneratoren verbunden sind und liefert des Strom für die gesamten Bahnanlagen in Offenburg und Appenweier sowie nach Kehl.
Die im Transformatorgebäude instllierten Umspanner reduzieren den Strom von 4.000 V auf Betriebsspannung.
1906   Baubeginn der o.a. Maßnahmen, wobei die Bahnlienien nack Kehl und Kork nicht verwirklicht werden können
     
01.04.1909  

Die Geburtsstunde
Nach dreijähriger Bauzeit Inbetriebnahme des Werkstättenbahnhofs für die Instandsetzung von Lokomotiven, Personen- und Güterwagen mit

  • einer Lokomotivrichthalle mit vier Kränen überspannenden 34 Stände, die durch eine innenligende Schiebebühne geteilt sind,
  • einer Wagenrichthalle für Personen- und Güterwagen mit 45 Stände,
  • einer Schmiede,
  • einer Dreherei und
  • einem Werkstofflager
  • 300 neuen Arbeitsplätzen
     
1912   Südlicher Teil der Richthalle erhält ein weiteres Kranfeld
11.07.1918   Bombentreffer im Elektrizitätswerk, Richthalle und im Bahnhofbereich
11.1918   Nach Ende der Monarchie untersteht das nun als Eisenbahn-Ausbesseungswerk (EAW) firmierende Werk der
»Genraldirektion der Badischen Staatsbahnen«
06.07.1922  

Mit Umwandlung der »Genraldirektion der Badischen Staatsbahnen« zur Reichbahndirektion Karlsruhe firmiert fortan das EAW Offenburg
als Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) Offenburg

1925  

Neuorganisation der Werke in Deutschland durch Bildung von »Geschäftsführenden Direktion für den Werkstättendienst (GDW)«, wobei
der Südwesten bis 1935 außen vor bleibt – das RAW untersteht weiterhin der Rbd Karlsruhe
Abgabe der Güterwagenausbesserung nach Schwetzingen und die Personenwagenausbesserung nach Karlsruhe-Durlach, welches dem
EAW Offenburg als Werkabteilung unterstellt wird

1926   Inbetriebnahme einer neuen Kesselschmiede – Baubeginn war 1923 und der Bau wurde mehrmals durch Besetzung Offenburgs durch
französischer Truppen unterbrochen
15.07.1932   Außerbetriebsetzung des Elektrizitätswerkes — Die Stromversorgung erfolgt fortan von der Badischen Landeselektrizitätsversorgungs-AG
     
1936   Werkstättenstatistik – W 03

WD-Bezirk
Stuttgart
Ausbesserungswerk
Offenburg
Werkabteilung
abgekürz. Bez.
O
Lochkarten-Nr.
98.990
         
Regierungsbezirk   Baden Grundfläche des Aw / Werkabt. Anlagewert in Betrieb
Kreis   Offenburg bebaut 29.235 in Mio RM genommen
    unbebaut 95.681    
    insgesamt 124.916 ............ 01.04.1909


Art und Zahl der zur Erhaltung zugeteilten Fahrzeuge
Dampf-loko-
motiven
Bauart / Unterbauart 01 390-2 582-3 585 5810-22 701 85  
frühere Länder-bezeichnung Einheits P 10 G 12 G 12 G 12 I g Einheits  
Anzahl 20 48 92 35 104 25 10  
     
   



WD-Bezirk
Stuttgart
Ausbesserungswerk
Offenburg
Werkabteilung
Durlach
abgekürz. Bez.
Du
Lochkarten-Nr.
98.982
         
Regierungsbezirk   Baden Grundfläche des Aw / Werkabt. Anlagewert in Betrieb
Kreis   Karlsruhe bebaut 20.923 in Mio RM genommen
    unbebaut 110.886    
    insgesamt 131.809 ............ 01.01.1908


Art und Zahl der zur Erhaltung zugeteilten Fahrzeuge
Dampf-
loko-
motiven
Bauart / Unterbauart 922-3 751-3 754.10-11 945-18        
frühere Länder-bezeichnung X C1-7 VII C1-11 VI c1-9 T 161        
Anzahl 88 130 70 170        

vor 1939   Einbau einer 175 t- Schiebebühne zwischen Kesselschmiede und Lokomotivrichthalle, Austausch der Schiebebühne innerhalb der
Lokomotivrichthalle durch eine 175 t-Portalschiebebühne und Neubau einer Trafostation
27.11.1944   Schwerster Angriff alliierter Bomberverbände auf die Offenburger Bahnanlagen

Zerstörungen innerhalb des RAW • Kesselhaus und Elektrizitätswerkes zu 90 %
  • Tenderwerkstätte südlicher Teil zu 100 %
  • Lokrichthalle südöstlicher Teil zu 100 %
  • Kesselschmiede zu 30 %

14.04.1945   Stillegung der RAW durch massive Kriegseinwirkungen und vorangegengener Räumung
05.1945   Infolge der Zonengrenzziehung fallen die Zugehörigkeiten der in der französischen Besatzungszone gelegenen Ausbesserungswerke von der GDW
auf die jeweilige Direktion zurück – somit untersteht das EAW Offenburg anstelle der GDW Stuttgart nunmehr der Eisenbahndirektion Karlsruhe
1945   Unterstellung als Eisenbahn-Ausbesserungswerk einer neugegründeten »Zentralen Werkstättenleitung (ZTL) Speyer« infolge der Neugründung einer Südwestdeutschen Eisenbahn durch die französische Besatzungsmacht
10.08.1945   Erste wieder ausgebesserte Lokomotive – 75 1075 – nach dem Krieg
07.1946   Firmierung des RAW fortan als Eisenbahn-Ausbesserungswerkes (EAW) Offenburg
18.12.1951   Umfirmierung der ZTL Speyer in eine GDW Speyer nach Anschluss der Südwestdeutschen Eisenbahn an die Deutsche Bundesbahn
1953   Wieder-Angliederung des inzwischen als Aw Offenburg firmierende Werk an die GDW Stuttgart
1962   Abschluss des Wiederaufbaus mit der Vollerndung der Restaurierung des Elektrizitätswerkes
1963   Übernahme der Wartung und Reparatur von Kranwagen und zugehörigen Schutzwagen, Schneefräsen und -schleudern,
01.01.1965   Unterstellung der Verwaltung des Aw Offenburg nunmehr wieder der BD Karlsruhe nach Auflösung aller "Geschäftsführenden Direktionen für das Werkstättenwesen« (GDW), wobei der technische Dienst der neugeschaffene »Zentralstelle für den Werkstättendienst« (ZW) in Mainz unterstellt wird
1966   Abgabe von 75 Mitarbeiter an das Aw Karlsruhe bedingt durch schlechte Werkstattauslastung,
Beginn der Herstellung von Wetterschutzhäuschen, Signalausleger und -brücken bis hin zu schweren Stahlkontruktionen, wie Bahnsteigdächer,
Hallen jeglicher Art, Arbeits- und Reinigungsbühnen usw.
1968   Beginn der Fertigung von Trägern für die spätestens 1985 einzuführende Automatischen Kupplung des gesamten europ. Wagenparks. Nach
Verschiebung des Umstellungstermin auf unbestimmte Zeit werden bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1975 48.688 Träger gefertigt.
1969   Übernahme von Stahlbauarbeiten für die Münchener S-Bahn, wie Treppenaufgänge, Bahnsteigdächer, Geländer, Einhausungen usw.
01.01.1970   Umwandlung des Aw zu einer Ausbesserungswerkstätte (Awst) und Unterstellung dem Aw Karlsruhe
1971   Beginn des Umbaus von Güterwagen in Dienstgüterwagen
17.08.1972   Mit Auslieferung der letzten ausgebesserten Lokomotive – L3 an 053 133 – endet die Dampflokomotivausbesserung
1974   Beginn des Umbaus von B3yg-Wagen in sogenannte Bahndienst-Umbauwagen
    Herstellung von Wetterschutzhäuschen, Signalausleger bis hin zu schweren Stahlkontruktionen
1979   Abgabe der Unterhaltung der Kranwagen und zugehörigen Schutzwagen an das Aw Bremen — als Ausgleich dafür Aufnahme der Bahndienstwagenunterhaltung
     
    Statistische Angaben jeweils im Rechnungsjahr

Jahr Reparaturleistung ø Zahl der
Bediensteten
Bemerkungen
Lokomotiven Wagen
1909     300    
1918     470    
1920     900   auf Anordnung des Demobilisierungkommissars
1926     400    
1945     250    
1932     458    
1948     1.200       
1952 490   1.372       
1970     460    
1971     515    
1984     ca. 330         
     
     
1983 / 1984   Wiederaufnahme der Dampflokomotivaufarbeitung für die 1985 anstehenden 150 Jahr-Feierlichkeiten Deutsche Eisenbahnen
07./08.07.1984   Festakt und »Tag der offenen Tür« im Aw Offenburg und Vorstellung der hier betriebsbereit instandgesetzten Dampflokomotiven 50 622, »ADLER«
samt Reisezugwagen, sowie der in Aufarbeitung befindlichen 01 150
16.03.1985   Abschluss der Hauptuntersuchung an der 01 1100 für die anstehenden 150 Jahr-Feierlichkeiten Deutsche Eisenbahnen der DB
1992   Endgültige Schließung eines renomierten Dampflokomotiv-Ausbesserungswerkes
     
1996-1997   Abriss der Lokomotivrichthalle 2 und Errichtung eines neuen Briefverteilzentrums für die Deutsche Post AG
Auf dem restlichen Gelände plant das Land Baden-Württemberg eine neue Justizvollzugsanstalt zu errichten
     
11.06.2002   Großbrand im von der Deutschen Bahn Immobiliengesellschaft an einen Gemüsegroßhändler vermieteten ehem. Werkstofflager durch Brandstiftung.
Das Gebäude brannte vollständig aus
22.06.2002   Ein weiterer Großbrand vernichtete die ehem. Tenderrichthalle, eine der beiden großen Hallen aus den Anfangsjahren des Ausbesserungswerkes,
die von einer Spedition als Reifenlager genutzt wurde.
in beiden Fällen handelte es sich um die gleichen Täter, die wenige Tage später auch noch die Richthalle 1 in Brand setzen wollten
29.01.2004   Die Fa. BURDA veröffentlicht Kaufvertrag einer Druckstraße und deren Integrierung auf dem bestehenden Burda-Geländes
19.04.2004   BURDA bekundet Interesse am Kauf des ehem. Aw-Geländes und Verlegung der neuen Druckerstraße dorthin
05.2004   Mit Hilfe der Stadt Offenburg erwirbt BURDA das Gelände, obwohl das Angebot der Stadt Kehl auf dessen Gelände im Hafen wesentlich
wirtschaftlicher war
08.2004   Abriss aller Hallen und Nebengebäude unter großem Protest der »Initiativgruppe Ausbesserungswerk« und der örtlichen Bevölkerung
2004-2005   Errichtung des neuen Druckzentrums der Fa. BURDA auf dem ehem. Aw-Gelände
     
   
Lageplan 1952  



Ausbesserunswerke Bahnbetriebswerke BD Karlsruhe Quellenangaben